Jahreskreisfeste

In der keltischen Kultur, der Kultur unserer Vorfahren, werden in einem Jahreszyklus seit Urzeiten acht Jahreskreisfeste zeremoniell gefeiert. Dazu lade ich alle Menschen (Tiere und Pflanzen) ein, welche sich begeistern und öffnen können, einen Schritt zurück zur Natur (und dadurch auch zu sich selber) zu machen. Wir kreieren zusammen einen Kreis, trommeln, singen, feiern, hören die Geschichte des jeweiligen Festes und verbinden uns.

Wintersonnenwende – Yule

Ganz dunkel ist die Nacht – still-sterbend-tot. So scheint es. Wir ziehen uns zurück – werden selber auch ganz still. Die grosse Erdgöttin zieht sich in die Erde zurück, bereitet sich vor – wartet geduldig auf den richtigen Zeitpunkunkt ihr Sonnenkind neu zu gebären. Und so sammelt sich auch in uns eine Erwartung – ein In-Sich-Hineinhorchen und –besinnen. Ja dunkel ist die Nacht…und doch kommt da eine Ahnung, dass hinter dieser Dunkelheit ein ganz grosses Licht wartet.

Lichmess – Imbolc

Jetzt  wo die Tage wieder länger werden, das Licht unseren Samen erreicht, kommt der Bär das erste Mal aus seiner Höhle. Gerufen von der verjüngten, gereinigten Erdgöttin selbst, entscheidet er, ob der Winter zu Ende ist oder ob er sich nochmals zurück ziehen soll. Auch die Bäume und Samen unter der Erde fühlen sich von der Erdgöttin gerufen. Sanft streicht sie mit ihren Händen über die Rinden der Bäume, flüstert den Samen zu, sie mögen sich reinigen und langsam in Fluss kommen. So ruft die Erdgöttin auch uns, bringt die Säfte und Emotionen wieder in Fluss. Es dürstet uns nach Reinigung, Ausmisten, Fasten. Und auch unser innerer Same beginnt zu vibrieren, will keimen, erinnert sich an seinen Plan, an seine Vision.

Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche – Ostara

Da ruft eine Kraft! Etwas will in Fluss kommen, Gestalt annehmen. Ein JA wird spürbar, greifbar, hörbar…Unter der Erde beginnen die Säfte zu fliessen an, alles bereitet sich vor für das Ausbrechen aus der Form, der Begrenzung, dem Ruhen – kämpferisch, leidenschaftlich, schöpferisch, initiativ, ungebändigt. Da wirft sich die grosse Göttin in ihr Jagdgewand, reitet mit Pfeil und Bogen übers Land, jungverliebt in die frische Saat, das saftige Grün, stürmisch, wild als Gebärerin und Lebensspenderin selbst.

Walpurgis – Baltane

Mit dem erblühen der Bäume und Wiesen, dem grünen der Wälder wird alles bereitgestellt für die bevorstehende Vereinigung von Männlich und Weiblich. Die Göttin bereitet sich vor, öffnet ihren Schossraum, wird ganz weich und sinnlich, tanzt, wild archaisch, fruchtbar. Weckt so das Interesse und die Lust des gehörnten Gottes. Auch er spürt in seinen Lenden eine Kraft, eine Schöpferkraft, pulsieren. Und so wie sich der Samen die Erde herbeisehnt, so wie das Bienchen vom Blümchen betört wird, so die Frösche singen bei ihrer heiligen Heirat, so pulsiert es auch in unseren Adern, so tanzt es auch in unseren Körpern, so vibriert dieselbe Kraft durch uns, die seit Urzeiten das Leben und die Schöpferkraft aufrechterhalten, eine Kraft die nur eines will, nämlich sich verbinden!

Sommersonnenwende – Litha

Voller Stolz und Aufrichtigkeit erscheint uns die grosse Göttin zu dieser Jahreszeit. In ihr trägt sie die reifende Frucht, in ihr trägt sie das Geheimnis der Erde, in ihr trägt sie das Wissen des Universums. Mutig steht sie direkt unter der Sonne, aufrecht – aufrichtig – im Herzen wissend, dass dies ihre Bestimmung ist, und nimmt so (noch mutiger) ihren Schatten direkt unter ihre Füsse. Sie sagt JA zu ihrem Licht und sie sagt JA zu ihrem Schatten und wird dadurch vollkommen. Ja und auch wir richten uns der Sonne zu, richten uns auf, werden aufrichtig, denken mutig über unsere Schatten nach und sehnen uns nach unserem inneren Licht und nach einem Weiter-Reifen auf dieser Erde.

Erntedank/Schnitterfest – Lugnasad/Lammas

Die Nächte werden wieder länger. Eine Ahnung lässt uns spüren, dass die dunkle Zeit wieder kommen wird. Die Göttin verwandelt sich erneut, sie ist weiser und reifer geworden. Tief in ihr spürt sie, dass es Zeit wird, sich von der Frucht zu trennen, welche sie in sich trägt. Weise entscheidet sie auch, welche Früchte noch einen letzten Sonneneinschuss brauchen, um ganz reif und süss zu werden, um vollkommen zu werden. Liebevoll schneidet sie ihre Ernte, trennt mit ihrer Sichel das Irdische vom Nicht-Irdischen, löst so die Grenzen von Materie und Geist auf. Liebevoll trägt sie ihre Ernte nach Hause, im Herzen demütig, dankbar und wissend, dass sich auch ihr geliebter Sonnengott von ihr verabschieden wird.

Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche – Mabon

Langsam kriecht der Nebel übers Land, feuchter Atem. Leise und sanft, bringt er uns die Ahnung der dunklen Zeit näher. Mit dieser Nachsommerzeit bereitet sich die grosse Göttin auf ihre Ruhezeit im Erdenreich vor. Sie sieht, wie die Blätter von den Bäumen fallen – sanft, mühelos. Sieht, wie die Blüten in die Samen gehen – vorbestimmt, wissend um ihr Erbe. Spürt, wie sich die Energie wandelt. Und in ihr kommt ein tiefes uraltes Wissen, dass die Transformation, der Übergang alles andere als schmerzhaft ist. Dass Loslassen alles andere als Trennung ist. So wie das Blatt immer einen Teil vom Baum bleibt, auch wenn es gefallen ist, so sind auch wir ewig verbunden mit der grossen Quelle. Und mit dieser Ruhe im Herzen schaut die Göttin auf ihr Werk und nur die leuchtenden Früchte an den sanft sterbenden Ästen und Zweigen erinnern an ihren manifestierten Traum.

Ahnenfest – Halloween

Die Göttin schläft tief und fest. Geborgen in der Erde umhüllt sie den Samen, der im nächsten Frühjahr zum Leben erweckt würde. Der Gehörnte Gott übergibt sich dem Tode, im Wissen, dass er nur durch den Tod kräftiger und schöner wiedergeboren würde. So kehrt alles zur Erde zurück, stirbt innerlich oder äusserlich einen Tod, hält den Atem an und wartet. Im Warten fällt einem auf, dass die Erde ganz leblos scheint, dass es sich weder innen, noch aussen rührt. Doch beim Genau-hinsehen erkennt man, mit Schrecken oder mit Bewunderung, je nachdem, dass aus den feinen Poren der Erde, die Toten aus ihren Gräbern ausschwärmen. Wie feine Nebel bedecken sie das Land und es kann gut vorkommen, dass uns ein kalter Schauer über den Rücken läuft.